Bericht: Unser Musical "Romeo & Julia"
„Ich hatte diese Nacht ´nen Traum“ - von einer Vision zur Wirklichkeit. Die im Schuljahr 2018/19 neu gegründete Gruppe musIKGal bringt ihr erstes Werk auf die Bühne. Etwa 100 Mitwirkende aus den unterschiedlichen Jahrgangsstufen probten ein ganzes Schuljahr für „Romeo und Julia - ein Musical“ nach den Ideen unserer Theaterpädagogin Julia Andres und Musiklehrer Martin Heller. Im September 2019 kam es dann im Landsberger Stadttheater dreimal zur einer spektakulären Aufführung.
„Ich hatte diese Nacht ´nen Traum“ – allerdings gilt dies nicht nur für Romeo in Shakespeares berühmten Drama. Dass Julia Andres und Martin Heller davon träumten, einmal gemeinsam ein Musical auf die Bühne zu bringen, war nach ersten gemeinsamen Gesprächen relativ schnell klar. Die Frage, welches es denn sein sollte, konnte ebenfalls bald beantwortet werden. Allerdings scheiterte die Umsetzung an der Tatsache, dass es unglaublich teuer ist, die Aufführungsrechte für ein Musical zu erwerben! So entstand die Idee, auf der Grundlage eines bekannten Stoffs ein ganz eigenes Werk für unsere frisch gegründete Gruppe musIKGal zu schreiben und mit passenden Musikstücken zu ergänzen. Welche Vorarbeiten dafür geleistet werden mussten, zeigt folgender Auszug aus dem mutmaßlichen Arbeitspapier der federführenden Lehrer:
Kriterien für ein Musical
Musical: populäre Gattung des Musiktheaters mit Elementen aus Drama, Operette, Revue und Varieté
Drama: eine Geschichte mit tragischem Konflikt, die lachen und weinen lässt
Operette: leicht anmutende unterhaltsame Musik mit Soli, Dialogen und Tanzszenen
Revue: Folge von sängerischen und tänzerischen Darbietungen
Varieté: buntes, unterhaltsames Programm
„Romeo und Julia“ als Ausgangspunkt
Was spricht gegen und was für die größte Liebesgeschichte aller Zeiten als Thematik für ein Schülermusical?
contra: ein vielgespielter, schon fast strapazierter Stoff!
Jeder kennt die Geschichte um die verfeindeten Familien, an deren Ende zwei jungen Menschen unter tragischen Umständen Selbstmord begehen. Aber ist das noch en vogue unter den Jugendlichen? Kaum einer kann sich vorstellen, sich von seinen Eltern vorschreiben zu lassen, wen er datet! Und Selbstmord aus Liebeskummer - das erscheint doch den meisten sehr altmodisch!
pro: ein populärer und immer noch aktueller Stoff!
Gerade weil die Geschichte so populär ist, ist sie wie gemacht für ein Schülermusical! Aktuell ist die Thematik außerdem auch, denn nicht immer sind Eltern mit der Liebe ihrer Kinder zufrieden, wollen ihre Vorstellungen durchsetzen. Auch Feindschaften unter den Menschen sind keine Seltenheit, führen nicht selten zu heftigen Auseinandersetzungen und Reaktionen.
—> Romeo und Julia eignet sich sehr gut! Martin Heller ist nach anfänglicher Skepsis auch überzeugt!
Das Casting
• Ende des Schuljahres 2017/18 startet das Casting für Hauptrollen - wie viele brauchen wir da? Gute Sänger, aber wer ist bereit, ein Liebespaar zu spielen?
• Plakataktion
• Direktes Ansprechen von Schülerinnen und Schülern
Projektgruppen
Schauspieler: Schülerinnen und Schüler der musischen Klassen 8 mit 10, zusätzlich Wahlkurs „Darstellendes Spiel“ der Mittelstufe, Profilfach „Theater“ der Oberstufe (Julia Andres)
Tanz: Musische Klassen der Jgst. 9 mit 10 (Dorota Rohrer)
Bühnenbilder: Musische Klassen der Jgst. 9 mit 10 (Martina Seeliger und Julia Andres)
Kostüme: viele, viele Ideen zum Selbernähen, aber wohl auch unzählige Fahrten in den secondhandshop (Julia Andres)
Anm. der Red.: sie hat sich nicht getäuscht!
Basteln der Kopfbedeckungen (Schülerinnen und Schüler)
Musik: Orchester und BigBand (Martin Heller)
Gesang: Musische Klassen der Jgst. 9 mit 10 (Georg Thaller)
Text und Musik
• Shakespeares Drama als Ausgangspunkt, in heutige Zeit versetzen, moderne und witzige Dialoge, einzelne Originalpassagen übernehmen, ansonsten alles selbst verfassen (Frau Andres)
• passende Melodien, Hits und Schlager finden, neue Texte schreiben (Frau Andres und Herr Heller)
Noch zahlreiche weitere Punkte mussten beachtet und bedacht werden, um das Projekt auf den Weg zu bringen. Dank großzügiger finanzieller Unterstützung von unterschiedlicher Seite nahm das Musical in all seinen Facetten Schritt für Schritt Gestalt an, wenngleich alle circa hundert Mitwirkenden zum ersten Mal in den Räumlichkeiten der Musikakademie Alteglofsheim gleichzeitig aufeinandertrafen. Zu diesem Zeitpunkt kam noch Julia Bauermann für Organisatorisches und mental support ins Team. In der heißesten Schulwoche im Juli 2019, in der alle anderen Schülerinnen und Schüler des IKGs entspannte Tage im Inselbad und bei Projekten genießen konnten, probte die musIKGal-Truppe stundenlang mit eiserner Disziplin in Gruppen, Registern und schließlich auch gemeinsam. Schauspielern, Tänzern und Musikern offenbarte sich erstmals, an was für einer „großen Sache“ sie da beteiligt waren. Das Feuer, das in den drei Probentagen in den Schülern entfacht wurde, musste nun nur noch über die Sommerferien gebracht werden. Die Sorge, dass Texte, Choreographien, Instrumentalstücke und Melodien in diesen sechs Wochen vergessen werden würden, begleitete die verantwortlichen Lehrkräfte bis zur Probe am ersten Tag des neuen Schuljahres. Die Musicaltruppe aber brannte - und zwar während der ganzen Sommerferien: Sie sangen, pfiffen, übten, spielten, tanzten …immer wieder alleine oder auch in kleinen Gruppen, wenn sie sich mal mehr oder weniger zufällig trafen… Die Schauspieler wurden außerdem in den Ferien einzeln zur Kostümprobe und -ausgabe gebeten. So war es ein Leichtes, an das unbeschreibliche Gefühl aus Alteglofsheim anzuknüpfen und in die „heiße“ Phase einzusteigen: das Proben der Einzelszenen zunächst in der Aula der Schule und später endlich auf der Bühne des Landsberger Stadttheaters. Diese aber musste zuerst mit vereinten Kräften entsprechend umgebaut werden. Wer wusste denn bis dahin, dass unser Theater einen Orchestergraben hat?
Die Tage vor den drei Aufführungen waren lang - aus Lehrern und Schülern wurden Bühnenbauer, Maskenbildnerinnen Kostümschneiderinnen, Modistinnen, Caterer, Kartenverkäufer, Bühnentechniker… und noch vieles mehr. Würde man die musIKGal-Truppe um ein Brainstorming zu der letzten Woche vor der Premiere bitten, würde sich wohl folgendes Bild zeichnen:
Zur Premiere waren alle fit, konzentriert und voll da! Dass das musIKGal ein Erfolg werden würde - damit hatten alle gerechnet (ja, Bescheidenheit würde hier einfach nicht passen!) - dass es aber ein solcher Erfolg werden würde, das konnte keiner ahnen: dreimal ausverkauftes Haus, Standing Ovations, bombastische Kritiken seitens der Lokalpresse, dickes Lob von der Chefin und ein Gefühl, das man als Mitwirkende und Mitwirkender nie vergisst!
Ja, wir haben alle Kriterien für ein Musical erfüllt: Die Zuschauer haben gelacht und geweint (Drama), sie haben mitgesummt und mitgesungen (Operette), konnten teilweise ihre Füße nur schwer stillhalten und haben im Takt geklatscht (Revue) - kurz gesagt: das Publikum wurde bestens unterhalten (Varieté)!
Julia Bauermann, Mitglied im Organisationsteam der Gruppe musIKGal