Portraitmalerei
Das W-Seminar Kunst 2012/14 zu Gast bei Optik Hackenberg
Hinter der Scheibe richtet ein Mann seine Kamera auf die Auslage. Er selbst ist nur verschwommen zu erkennen, der Gegenstand seines Interesses um so deutlicher: Der Kopf einer jungen Frau schwebt über den ausgelegten Brillen des Geschäfts. Man sieht dunkles Haar, akkurat gescheitelt, ein makelloses Gesicht, weiß mit auffällig gelben Konturen. Unter der schmalen Nase ein lachsfarbener Mund, nicht zu groß, nicht zu klein. Der linke Mundwinkel leicht angehoben: ein eher hilfloser Versuch zu lächeln, der im Grunde genommen das Gegenteil ausdrückt. Auffällig sind auch die großen, dunklen Augen, die einen nicht anschauen wollen, obwohl man der Frau doch direkt ins Gesicht sieht. Der Blick ist ganz entrückt, irgendwie traurig und nach innen gekehrt. Etwas Einsames geht von dieser Frau aus, das den Betrachter berührt ...
Gegenstand des Seminars, das 14 Schülerinnen gewählt haben, ist die Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts.
In dieser Zeitspanne passiert enorm viel auf diesem Sektor, sowohl inhaltlich als auch stilistisch, wovon vorrangig auch das Sujet des Portraits betroffen ist.
Warum nun dieses Thema?
Zum einen, weil es bei den inzwischen zahlreichen Schülerausstellungen bei Optik Hackenberg während den langen Kunstnächten zuvor noch nicht vertreten war und zum anderen, weil es eine gute Vorbereitung für die anstehende Seminararbeit darstellt. Die Schülerinnen hatten nämlich die Aufgabe, das Thema analog zu einem Spezialgebiet, das sie sich für ihr
e Abschlussarbeit ausgesucht haben, zu behandeln. Somit ist ein buntes Spektrum an unterschiedlichen Herangehensweisen gewährleistet. Folgerichtig erkennt man immer wieder konzeptuelle Anleihen an bestimmte Künstler und Stilrichtungen, wobei ausdrücklich festzuhalten ist, dass die verwendeten Motive ganz individuell und frei (oft aus der engeren persönlichen Umgebung) gewählt wurden. Gründe genug also, warum manches figurativ-abbildhaft bleibt, wo anderes mehr oder weniger davon abweicht und sich im Abstrakt-Ungefähren bewegt, manches seinen Schwerpunkt eher im Formalen, anderes mehr im Imaginären hat. Allen Arbeiten gemeinsam dagegen ist die Technik (Öl auf Leinwand) und die Ernsthaftigkeit beim Herstellungsprozess.
Die Ausstellung des W-Seminars Kunst ist über die Lange Kunstnacht hinaus noch etwa drei Wochen während der Geschäftszeiten bei Optik Hackenberg zu besichtigen.