Ausstellung „Meine Familiengeschichte“ (P-Seminar Geschichte Q12)
Man hört bisweilenvdie Mutmaßung, junge Menschen würden sich nicht mehr für Geschichte und Vergangenes interessieren. Erzählungen von früher würden sie eher langweilen, und wenn ältere Menschen aus ihren jungen Jahren berichten, sorge das bei der Jugend von heute eher für Augenrollen als Begeisterung. Wer die Ausstellung „Meine Familiengeschichte“, die am 9. Dezember im Rahmen einer Feierstunde im Beisein zahlreicher Familienangehöriger, Freunde und Interessierter in der kleinen Aula des IKG eröffnet wurde, besucht, muss sich dagegen eines Besseren belehren lassen: Geschichte ist durchaus „in“, gerade wenn es um die Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte geht.
Die zwölf Schülerinnen und Schüler des P-Seminars Geschichte der Q12 unter der Leitung von Frau Knebel stellten Nachforschungen an über das Leben ihrer Ururgroßeltern, Urgroßeltern oder Großeltern. Dazu befragten sie ihre Angehörigen, sichteten Fotoalben, Tagebücher, Briefe und Familiendokumente, die Einblicke in die Vergangenheit ihrer Vorfahren geben.
„In ihrer Kindheit konnte sie nie wirklich ausgestreckt schlafen, da sich oft mehrere Kinder ein Bett teilen mussten.“ „Ihre Kindheit während des Krieges war vor allem von Armut, Kälte und Alltagsbewältigung geprägt. Bei Kriegsbeginn 1941 wurde die Familie nach Sibirien zwangsumgesiedelt, als sie gerade einmal vier Jahre alt war.“ – So beschreiben zwei Schülerinnen die Erlebnisse ihrer jeweiligen Großmütter in Ungarn und der Sowjetunion.
Eine weitere Schülerin berichtet über die Flucht ihrer Großmutter aus der DDR ein Jahr vor dem Mauerbau 1960: „Im Zug nach Berlin hat sie Blut und Wasser geschwitzt, weil sie solche Angst hatte, erwischt zu werden.“ Der Uropa eines Schülers schreibt 1944 von der Front in seinem allerletzten Brief, bevor er als vermisst galt: „(…) ich bin froh um jeden Tag, der schon vorbei ist. (…) Es sollte halt heuer noch der verfluchte Krieg noch ausgehen.“
Die bewegende Ausstellung gibt Einblicke in die Vergangenheit unterschiedlicher Familiengeschichten, zu denen auch ein Hexenprozess aus dem 17. Jahrhundert, ein Widerstandskämpfer aus dem Dritten Reich, eine eindrückliche Beschreibung der Bombardierung Dresdens, jedoch auch heitere Erzählungen aus der Nachkriegszeit sowie viele weitere Familiengeschichten gehören.
Das P-Seminar Geschichte hofft, dass die Berichte und Erzählungen dazu anregen, sich auf die Spuren der eigenen Familie zu begeben, insbesondere, da es immer weniger Zeitzeugen gibt, die noch über eigene Erfahrungen und Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus, der frühen Nachkriegszeit oder die ersten Jahrzehnte in der DDR verfügen.